Positionierung von Open-Source ERP-Systemen – für wen ist diese Lösung richtig?
Open Source Software im ERP-Umfeld führt nach wie vor ein Nischendasein. In diesem Beitrag betrachten wir die Positionierung dieser Lösungen und bewerten, für welche Zielgruppen sie attraktiv sind.
ERP-Lösungen
ERP-Lösungen werden oft assoziiert mit Verwaltungssoftware für Großkonzerne. Bei modernen ERP-Systemen geht es aber grundsätzlich um die Automatisierung und
digitale Unterstützung von Abläufen in Unternehmen, unabhängig von Ihrer Größe. Mit anderen Worten: Auch kleinere Unternehmen und sogar Freiberufler sollten
nicht auf die Vorteile verzichten.
Seit vielen Jahren gibt es in diesem Bereich nicht nur kommerzielle Lösungen, sondern auch Software, die als Open Source entwickelt wird. Ebenso vielfältig wie
die Einsatzmöglichkeiten sind die Projekte, die entsprechende Angebote erarbeiten. Dabei unterscheiden sich die Ausrichtungen und Zielgruppen deutlich
voneinander.
Im kommerziellen Bereich gibt es zwei extreme Gegenpole: Für die kleineren Kunden gibt es Unternehmens-Software, die als fixes Produkt entweder als installierbare
Programme oder als Cloud-Lösung im Abomodell vertrieben wird. Es werden viele der gängigen Themenfelder abgedeckt (Buchhaltung, Auftragsmanagement, Fakturierung
etc.). Allerdings sind bei diesen Lösungen keinerlei Anpassungen möglich und die Hoheit sowohl über Art der Speicherung von Daten als auch über die gebotene
Funktionalität liegt ausschließlich beim Anbieter. Wir möchten an dieser Stelle keine Namen nennen, übliche Anbieter sind aber aufgrund ihrer Werbung
allgegenwärtig.
Für große Kunden bis hin zu Konzernen gibt es Lösungen, die zahlreiche Branchen abdecken und umfangreich anpassbar und individualisierbar sind. Diese Lösungen
zeichnen sich durch einen großen Funktionsumfang und hohe Flexibilität aus, aber auch durch eine teils schwierige Bedienbarkeit und hohe Integrations- und Lizenzkosten.
In der Regel ist man bei Modifikationen Abhängig vom Anbieter und ggf. von ihm lizenzierten Partnern.
Nutzen von Open Source
Kleine und mittelgroße Unternehmen stehen bei den beschriebenen Lösungen vor einem Dilemma: Oft könnte man gut mit den günstigen Standardlösungen auskommen, wenn es
nicht den einen oder anderen Punkt gäbe, den man am Ende doch individuell anpassen muss – aber nicht kann. Andererseits sind die anpassbaren kommerziellen Angebote
teils überdimensioniert oder nicht bezahlbar.
Für diese Unternehmen können sich Open Source ERP-Lösungen als ideale Variante erweisen: Es beginnt damit, dass man bei Open Source bereits bei der Lösungsauswahl
lizenzkostenfrei und unverbindlich evaluieren kann, ob die angebotenen Features den Erwartungen entsprechen. Und im Zweifel kann man im Source Code im Detail
nachvollziehen, was man bekommt.
Bei der Einführung dieser Lösungen kann entweder (ggf. mit Unterstützung der Community) eigene IT-Kompetenz aufgebaut werden, oder es gibt verschiedene kommerzielle
Anbieter, die bei Einführung und Betrieb unterstützen. Und auch danach gibt es keinen Lock-In: Funktionalitäten können nach Bedarf erweitert werden, und alle Daten
sind im freien Zugriff. Damit ist die Zukunftsfähigkeit langfristig sichergestellt.
Fazit
Open Source Lösungen zeichnen sich nicht nur durch den Entfall von Lizenzkosten aus, sondern auch durch unbegrenzte Flexibilität hinsichtlich individueller Anpassungen
und einer großen Freiheit bei der Auswahl unterstützender Dienstleister. Als Zielgruppe treten damit kleine und mittlere Unternehmen in den Fokus, denen es nicht
in erster Linie um Gratissoftware geht, sondern für die Standardlösungen zu unflexibel und die Lösungen der großen Platzhirsche überdimensioniert und zu kostspielig
sind.
Allerdings haben Open Source Projekte in der Regel keine Vertriebsmannschaft und Werbeanzeigen, so dass ein Schritt in diese Richtung Eigeninitiative und ein gewisses
Maß an IT-Kompetenz bei den zuständigen Entscheidern erfordert.